Wer textet denn da?

von Charly Zacher

Zugegeben: Ich sträube mich seit Wochen gegen diesen Artikel.

Mich vorstellen. Ein Selbstporträt. Das eigene Selbst in Worte fassen. Sich festnageln auf das geschriebene Manifest einer Momentaufnahme, die morgen schon wieder eine andere sein wird. Denn der Mensch ist ja – bestenfalls – in stetigem Wandel. Er wächst.

Und obwohl ich mit diesem Selbst, dass ich seit bald 31 Jahren mit mir rumtrage nicht unzufrieden bin – tatsächlich stelle ich mit den Jahren immer mehr fest, dass ich ganz zufrieden damit bin – widerstrebt es mir doch, hier einen Steckbrief zu hinterlassen, in den dann jeder unter Angabe meines Berufs- und Werdegangs sich sein eigenes Profil dieses Selbstes zimmern kann, bis am Schluss dein Bild mit meinem Bild gar nichts mehr zu tun hat. Allein dieser Satz könnte schon dazu verleiten, mir irgendwelche Neurosen anzudichten… Herrje…

Gleichzeitig erkenne ich natürlich, dass es für den ein oder anderen von Interesse ist, von wem er sich hier eigentlich was über Minitopia erzählen lassen soll.

Also will ich mich damit befassen. Wer bin ich auf Minitopia?

Wie bin ich zu Minitopia gekommen?

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema Nachhaltigkeit und da ich auf der schönen Insel im Reiherstiegviertel lebe, bin ich über Facebook zu Beginn des Jahres auf Minitopia gestossen. Während ich also digital verfolgte, was da so passiert, hatte ich immer noch keinen blassen Schimmer, was das eigentlich ist. Mehr über meine erste Minitopia-Erfahrung findet ihr hier. Der etwas vernachlässigte Blog sollte mein erstes Steckenpferd werden.

Was mache ich auf Minitopia?

Nachdem ich also rund um Minitopia schreiben soll, ergibt es auch Sinn, dort etwas zu tun. Schließlich kann ich nicht immer nur darüber schreiben, wie viele Schwalben ich gezählt habe und wie das Wetter war. (Es war nass. Meistens. Hamburg zeigt sich diesen Sommer mal wieder von seiner Schokoladenseite.)

Deshalb fahre ich, wenn meine Zeit es erlaubt, nach Minitopia und such mir was zu tun. Manchmal komme ich gerade zur rechten Zeit um Stevie zu helfen, eine Veranstaltung vorzubereiten, oder ich baue an der Tribüne (hierzu wird es auch noch einen Artikel geben) oder ich versuche mich an einem Blumenregal und scheitere schon an den simpelsten Regeln der Baukunst. Aber wer scheitert, scheitert zukünftig besser. Und irgendwann hat er dann ein Blumenregal. Irgendwann.

Und das ist Teil des Prozesses, den ich auf Minitopia mit mir selbst gehe. Ich lerne Sachen zu machen. Nicht zu kaufen, zu bestellen, zu bezahlen, jemanden zu beauftragen – ich mache.

Was will ich auf Minitopia?

Mitgestalten. Mitmachen. Miteinander.

Hier bietet sich viel Raum, um Ideen zu entwickeln und auch Ideen zu unterstützen.

In einen Austausch zu kommen. Leute kennenzulernen. Möglichkeiten zu erfahren.

Was kann ich?

Den Mann in meinem Leben solange anplinkern, bis er mir ein Blumenregal baut. Ich kann aber auch einsehen, dass ich das selber können will. Und auch selber kann. Weil ich mir zeigen lassen kann, wie eine Stichsäge funktioniert. Weil ich Ängste überwinden und Horrorszenarien von durch die Luft fliegenden Fingern ignorieren kann. Ich kann also lernen. Und damit kann man schon mal ganz schön viel.

Ganz praktisch betrachtet kann ich auch noch andere Dinge.

Inzwischen habe ich mir ein ganz gutes Wissen über Naturkosmetik angeeignet und mache viele Verbrauchsgegenstände (Deo, Zahnpasta, Waschmittel, Körperöle, etc.) selbst. Außerdem trainiere ich fleißig meinen grünen Daumen und kann schon erste Erfolge vermelden.

Ich kann schreiben – ob es lesenswert ist, was am Ende dabei rauskommt, möge der geneigte Leser entscheiden.

Ich kann recherchieren. Ich kann organisieren. Im Chaos verborgene Strukturen erkennen und zutage fördern. Mich durchbeißen, wenns haarig wird. Loslassen und lächeln.

Und inzwischen mit der Stichsäge und der Schleifmaschine umgehen.

Was will ich können?

Bauen. Ich will Sachen bauen können. Und ich will, dass ich schon erkenne, dass der Bauplan nicht durchdacht ist, bevor ich anfange, mir Sachen zurecht zu sägen.

Mutig an Projekte rangehen und einfach mal anfangen. Dafür muss ich lernen mit unterschiedlichen Handwerksutensilien umzugehen. Und ich will in der Lage sein, auch anderen zu zeigen, wie sie sicher damit umgehen können.

Ich will einmal in meinem Leben eine Schraube ohne Rumgefummel in ein Brett geschraubt kriegen.

Nächstes Jahr will ich auch ein Hochbeet und lernen, wie sich welche Pflanzen gegenseitig unterstützen. Und überhaupt mal Pflanzen erkennen. Wissen, wann was Saison hat. Wie man was vermehrt. Und aus was man wie Öl gewinnen kann.

Einmachen. Fermentieren. Haltbar machen.

Es gibt viele Dinge, die ich können will. Und vielleicht kann mir der ein oder andere von euch zeigen, wie es geht!

Schreibe einen Kommentar