Von Gemüse, Dreisatz und Heimkommen

von Charly Zacher

Irgendwie ist das bei allen so, oder? Zum Ende eines jeden Jahres wird es besonders hektisch und im Kalender besonders eng. Als müsste man es sich nochmal verdienen, die Weihnachtsfeiertage gefräßig im Kreise seiner Liebsten zu verbringen. Wenn man denn sein Weihnachtsfest so verbringt.
So auch bei mir. Jedes Wochenende war dicht und die Tage, die nicht dicht waren, wurden dringend zur Regeneration gebraucht. Und dadurch schaffte ich es kaum noch nach Minitopia. Mein letzter Abstecher im vergangenen Jahr war am Donnerstag, den 14.12. zu den Rauhnächten. Und das war wirklich schön! Die Halle strahlte in weihnachtlichem Glanz und es duftete nach Kiefer. Die Stübis haben sich nicht lumpen lassen und ruckizucki serviert, was Knief&Fork hübsches auf die Teller gezaubert hat.

Und dann war auch schon Weihnachten und Silvester und Neujahr und irgendwie war der Kalender immer noch so voll. Aber am 14. Januar zur Versammlung der Solawi Wilhelmsburg (was eine Solawi ist, erkläre ich hier), da musste ich hin! Das war klar! Auch mit Erkältung. Gut gewappnet mit Decke und Thermoskanne kam ich dort also genau 4 Wochen nach meinem letzten Besuch an und war direkt überwältigt! So viele Menschen habe ich auf Minitopia noch nie gesehen und schon gar nicht gesammelt in der Halle! Wow! Und neben diesem Gefühl machte sich noch ein anderes breit, aber das konnte ich da noch nicht benennen.

Wir haben uns also von Wolfgang den Anbauplan zeigen lassen. Bianca und Cody – die beiden Gärtner der Solawi Nordheide – standen Rede und Antwort. Besonderen Anklang fand Codys Ausspruch „Immer, wenn etwas besonders schief geht, geht etwas anderes besonders gut.“ Das könnte man sich auch gut zum Lebensmotto erwählen. Aber es ging natürlich um Gemüse. Dann hat Wolfgang uns die Kalkulation fürs kommende Wirtschaftsjahr, das im April beginnt, en detail erklärt. Wie setzen sich die Kosten zusammen, was steckt hinter manchen Posten und warum macht es Sinn, an einem Solawi-Netzwerktreffen teilzunehmen (dann kommt man nämlich auf die Idee, eine Solawi zu gründen – so wie Wolfgang).

Aus den ganzen Zahlen ergab sich, dass bei 300 geplanten Ernteanteilen (ein Ernteanteil ist für zwei Erwachsene und ein Kind kalkuliert) nach Adam Riese runter gebrochen auf einzelne Menschen unterm Strich und im Dreisatz… Zahlen sind nicht so mein Ding, aber mit „für einen Erwachsenen 250 Euro im Jahr und für ein Kind 200 Euro“ konnte sogar ich was anfangen. Und dann rechnet man das runter und bekommt fast ganzjährig saisonales, regionales Bio-Gemüse für 5 Euro/Person die Woche.
Und dann ging es ans Eingemachte. Die Karten lagen auf dem Tisch – Bieterrunde! Jeder bietet, soviel er geben kann und will. Und Wilhelmsburg hat’s direkt im ersten Anlauf geschafft und noch 1000 Euro mehr drauf gelegt! Top!

Es macht mir Freude, zu wissen, dass es in meiner unmittelbaren Umgebung so viele Menschen gibt, die Lust haben, die konventionellen Wege zu verlassen und neugierig neue Wege gehen.
Natürlich tauchten auch nochmal viele Fragen auf, die auf den zwei vorangegangenen Infoveranstaltungen schon besprochen worden sind – was mich persönlich immer ein bisschen ungeduldig macht -, aber es soll ja auch jeder wirklich verstanden haben, wofür er sich da mit seiner Unterschrift verpflichtet.

Als der ganze Zauber dann vorbei war und wir zurück nach Hause gefahren sind, sagte der Mann in meinem Leben: „Wir müssen wirklich jetzt wieder öfter nach Minitopia.“ Und wie er das so sagte, wurde mir klar, was für ein Gefühl das war, als wir ankamen: Nach Hause kommen fühlt sich so an.

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